Medizin zum Selbermachen Rundbrief Mai 2020

CDL / MMS – Berechnender Vergleich und Trockenaktivatoren

Obwohl Chlordioxid, als Wirkstoff genauso wie als Chemikalie, seit den 1960er Jahren intensiv erforscht und alles dazu neutral-sachlich nachlesbar ist, gibt es immer noch seltsame Interpretationen und Verdrehungen von selbsternannten Experten.

Es ist ganz einfach. Chlordioxid ist ein Gas. Je nach Lichteinfall erscheint es gelb-grün. Da es lichtempfindlich und explosibel ist, wird es am besten immer (!) direkt am Einsatzort frisch hergestellt. Diese einfache erste Regel, die in Labor, Medizin, Forschung und Industrie stets eingehalten wird, meinen manche, mit dem Verkauf von vorgefertigten wässrigen Chlordioxid-Lösungen (CDL/CDS) außer Kraft setzen zu können. Das Resultat sind viele enttäuschte Kunden, die mir schreiben, dass „ … das nicht so wirkt wie erhofft“. Sobald eine solche Lösung erzeugt wird, zerfällt das Chlordioxid unweigerlich schon wieder, nach und nach, in teils toxische Endprodukte.

Direkt zur Begriffsdefinition: CDL und CDS meint dasselbe! Chlordioxid-Lösung und Chlorine dioxide solution. In beiden Fällen handelt es sich um eine Lösung von reinem Chlordioxid Gas in reinem Wasser! Einmal deutsch, einmal englisch.

Etwas völlig anderes sind jedoch die Produktideen mit einer gepressten Tablette (z.B. sogenanntes CDSplus). Viele denken, dass es sich ebenfalls um CDL oder CDS handelt, doch das ist nicht der Fall. Es handelt sich um ein 2-Komponentenprodukt – es wird eine „Tablette“, also eine Feststoffchemikalie, in die Flasche gegeben. Diese Mischung enthält also bei der Anwendung noch die Aktivierungschemikalie und ist demnach definitionsgemäß ein klassisches MMS, wobei MMS natürlich ein relativ junger Kunstbegriff ist. Mit MMS meinte der Ideengeber Jim Humble stets die Mischung aus Natriumchlorit in Wasser und einem Aktivator. Der Aktivator kann theoretisch jede beliebige Säure sein. Sogar „Kohlensäure“ funktioniert – ich habe schon vor 10 Jahren Patienten empfohlen sich morgens 10 Tropfen Natriumchlorit-Lösung 25% in eine Sprudelflasche zu mischen und diese zunächst wieder zu verschließen. Nach ca. einer halben Stunde hat man so eine zuverlässige MMS-Lösung, die schluckweise den Tag über getrunken werden kann.

Im CDSplus handelt es sich um in der Industrie gebräuchliche Säure-Aktivatoren, die in der verdünnten Lösung wie üblich eine etwas gedehnte Aktivierungszeit von ca. einem Tag benötigen. Dies ist bei industriellen Desinfektionsanwendungen erwünscht. Ich habe diese Systeme z.B. schon Ende der 90er Jahre in Großmolkereien oder der Fleischindustrie gesehen. Die holländische Firma TwinOxide ist damit beispielsweise schon lange erfolgreich in der Lebensmittelindustrie unterwegs. Übliche Aktivatoren in diesem Bereich sind zum Beispiel die sauer reagierenden Feststoffe Natriumhydrogensulfat (das Natriumsalz der Schwefelsäure) und Natriumperoxodisulfat. Als MMS-Variante haben diese Produkte ihre Vorzüge, es handelt sich jedoch eben nicht um CDL oder CDS.

Der wichtige Unterschied ist nämlich, dass reines Chlordioxid in Wasser den pH-Wert nicht verändert! Die Lösung ist genauso neutral, wie das Wasser vorher. Dagegen ist der pH-Wert in MMS-Mischungen stets im sauren Bereich. Das ist durchaus entscheidend, wenn es etwa an Schleimhäuten oder Wunden angewendet wird! Nicht nur einmal erreichte mich inzwischen eine E-Mail mit dem Hilferuf „… ich habe MMS ins Ohr getropft und jetzt ist da ein Trommelfellschaden …“. Mit CDL dagegen kann ich Ohren- und Nasentropfen mischen und ebenso Augenspülungen oder Mundspülungen oder Einläufe. All solche Anwendungsvarianten mache ich nicht mit MMS. Wer möchte kann einfach den pH-Wert der CDSplus Mischung mit einem Indikatorpapier oder einem pH-Wert Messgerät selbst nachmessen.

Für die Zubereitung von MMS, welches ich zum Beispiel für Fußbäder oder zur Hautdesinfektion verwende, nehme ich durchaus auch den Feststoffaktivator Natriumhydrogensulfat. Das hat nämlich den Vorteil, dass man kein zusätzliches Wasser in die Aktivierungsmischung bringt und diese also hochkonzentriert bleibt. Ich verwende sie beispielsweise auch direkt, also unverdünnt, zur punktuellen Behandlung von Warzen oder Nagelpilz (zusammen mit DMSO).

Zurück zu den einfachen, erforschten Aspekten von Chlordioxid. Bei den medizinischen Untersuchungen dieses Wirkstoffs, das kann auch jeder in der Fachliteratur nachschauen, wurde schon in den 70er Jahren fast immer die sogenannte „stabilised chlorine dioxide solution“, also eine stabilisierte Lösung von Chlordioxid, im Labor verwendet. Diese habe ich schon 2012 ausführlich in Das DMSO Handbuch beschrieben. Hier wird zur Aktivierung (+)-Milchsäure verwendet! Dies ist der optimale Aktivator laut Fachveröffentlichungen seit über 4 Jahrzehnten! Dass Jim Humble dagegen zunächst Zitronensäure und später Salzsäure als Aktivator empfahl, obwohl er beim Literaturstudium auch auf diese stabilised chlorine dioxide solution stieß, hatte, wie er mir selbst mehrfach versicherte, einzig und allein den Grund, dass Zitronen- oder Salzsäure Billigchemikalien sind, die auch in jedem Entwicklungsland in der tiefen Provinz aufgetrieben werden können. Bei (+)-Milchsäure dagegen handelt es sich um eine „Luxuschemikalie“ und wir können froh sein, dass sie hierzulande einfach und kostengünstig verfügbar ist.

Wie macht man also nun diese „stabilisierte Chlordioxid-Lösung“. Ganz einfach. Die Natriumchlorit-Lösung 25%ig und die (+)-Milchsäure 21%ig werden wie üblich tropfenweise 1:1 in einem Glas oder Becher zusammen gegeben. Dann lässt man die Reaktion für 3 bis 5 Minuten starten. Dann wird mit Wasser aufgefüllt. Der einzige Unterschied ist also die Verlängerung dieser sogenannten Aktivierungszeit, denn die „scharfe“ Salzsäure setzt das Chlordioxid-Gas schon nach 20 Sekunden frei.

Auf folgendes ist dabei zu achten: da die Milchsäure einen molekularen Container für Chlordioxidmoleküle darstellt, ist sowohl die Farbe des Aktivierungsgemisches, als auch der Geschmack und Geruch der Mischung anders, als bei der Salzsäure-Variante. Manche dachten deswegen schon, dass die Milchsäure-Variante „schwächer“ wäre, doch das Gegenteil ist der Fall, da Salzsäure als Aktivator jede Menge entstehendes Chlordioxid aus der Mischung austreibt – erkennbar an dem viel intensiveren „Chlor-Geruch“ im Raum. Mit Milchsäure ist alles etwas „milder“, denn der Wirkstoff wird eben in der Lösung stabilisiert, also festgehalten, und weniger gasförmig verschwendet.

Nun erreichte mich eine E-Mail von Freund Victor aus Spanien mit der Bitte, ich möge doch einmal vorrechnen, oder seine Rechnung hier einstellen, wie denn der Chlordioxid-Gehalt von MMS und CDL verglichen werden kann.

Der rechnerische Vergleich ist sehr einfach und diejenigen, die in den letzten Rundbriefen die Mol-Rechnungen nachvollziehen konnten schaffen das auch selbst.

Allerdings! – das ist nur Theorie. Denn die Aktivierungsreaktion von Natriumchlorit zu Chlordioxid ist von vielen Faktoren bestimmt und die sogenannte Ausbeute variiert deshalb stark. Es kommt auf Temperatur, Lichteinfall, Aktivator, Aktivierungszeit, Reinheit des Natriumchlorits und weiteres an. Das Rechnen allein hat also keine Relevanz. Wenn man es genau wissen will, muss man jede Lösung, jede Mischung direkt vor der Anwendung mit Messstreifen oder einem Messgerät analytisch bestimmen. Das ist den meisten AnwenderInnen zu aufwendig und deshalb werden die meisten CD- und MMS – Lösungen tatsächlich „nach Gefühl“ gemacht, bzw. mit dem Auge nach der Farbe beurteilt.

Rechnung:

1 Tropfen Natriumchlorit-Lösung 25% enthält 12,5 mg Natriumchlorit (M = 90,44 g/mol), wenn man 20 Tropfen pro ml ansetzt. Dies entspricht 0,138 mmol. Daraus können also theoretisch ebenfalls 0,138 mmol Chlordioxid (M = 67,45 g/mol) entstehen. Dies entspricht 9,3 mg. Vorausgesetzt alle Natriumchlorit würde zu Chlordioxid umgesetzt.

Vergleich: In einer CDL Lösung die mit 0,3% Gehalt deklariert ist, sollten (!) sich pro ml 3 mg Chlordioxid befinden. Übliche CDL Lösungen enthalten also pro Milliliter (20 Tropfen) lediglich ein drittel der Menge an Chlordioxid, wie 1 Tropfen MMS.

Aber: Da das eingesetzte Natriumchlorit nicht 100%ig rein ist und die Aktivierungsreaktion auch nie vollständig verläuft und außerdem bei der MMS-Zubereitung auch ein gewisser Ausgasungsverlust auftritt, kann diese Rechnung nicht 1:1 angewendet werden.

Auch die käuflichen CDL Lösungen zeigen Lagerungsverluste und sind oft nicht mehr 0,3%ig, wenn sie beim Kunden ankommen.

Ich orientiere mich deshalb an Erfahrungswerten und der Farbwahrnehmung einer frisch hergestellten CDL und/oder MMS-Lösung.

Gerundet würde ich sagen, dass man 1 Tropfen sorgfältig zubereitetes MMS (mit (+)-Milchsäure als Aktivator) mit ca. 2 ml selbst hergestellter CDL gleich setzen kann, was die Wirkung betrifft.