Medizin zum Selbermachen Rundbrief
Januar 2022

Zäpfchenherstellung Schritt für Schritt von Dominik Dietz

Zahlreiche E-Mail Zuschriften erreichten uns nach dem vergangenen Rundbrief-Artikel zum Thema „Herstellung von Artemisia annua Knoblauch Zäpfchen“. Fragen nach dem richtigen Umgang bei der Zäpfchenherstellung und der Einsatz von Vaginalzäpfchen bei Frauenbeschwerden standen hierbei im Mittelpunkt.

Die Erfahrung zeigt, dass Vaginalzäpfchen eine wunderbare Arznei sind. Sie tragen zur Harmonisierung verschiedener Frauenleiden bei. Sie dienen zum Schutz und Aufbau der Vaginalflora, bei Scheidentrockenheit, zur Vorbeugung von Pilzinfektionen sowie zur Linderung bei Menstruationskrämpfen.

In diesem Artikel soll es um die Herstellung von pflegenden und regenerierenden Vaginalzäpfchen mit ätherischen Ölen sowie pflanzlichen Auszügen bei akuten Entzündungen und bei langwierigen Unterleibsschmerzen gehen. Wie du ganz einfach von zu Hause aus deine eigenen Vaginalzäpfchen herstellen kannst, erfährst du im weiteren Verlauf.

Vaginalzäpfchen wirken lokal, also exakt dort, wo die Heilwirkung der Pflanzen gebraucht wird. Als gezielte, kurmäßige Lokaltherapie erreichen wir mit den Zäpfchen diese direkte Heilwirkung erstaunlich gut. Die Suppositorien werden in die Scheide (vaginal) eingeführt, um dort beispielsweise Entzündungen oder Pilzinfektionen zu behandeln. Sie lösen sich in der Scheide auf und geben ihre Wirkstoffe frei.

Zur Erinnerung: Durch die vaginale / rektale Applikation wird die erste Leberpassage umgangen, auch First-Pass-Effekt genannt. Ein Zäpfchen hat daher den Vorteil, dass mehr Wirkstoff des Arzneimittels zur Verfügung steht als bei der oralen Einnahme. Die Wirkung tritt zudem schneller ein. Das liegt u.a. daran, dass die Schleimhäute den Wirkstoff rasch aufnehmen.

In den Suppositorien lassen sich u.a. homöopathische Arzneien (Urtinkturen), Pflanzenextrakte, Pflanzenpulver, Pflanzenöle, ätherische Öle sowie fettlösliche Vitamine (Vitamin D) einarbeiten.

Die Anwendungsgebiete sind vielfältig. Die Zäpfchen können zur reichhaltigen und regenerierenden Pflege, bei vaginaler Trockenheit, bei Neigung zu Entzündungen und Juckreiz, zur Bekämpfung unerwünschter Bakterien und Viren (Candida albicans) sowie zur Regeneration nach einer schulmedizinischen Anti-Pilz-Kur verwendet werden. Darüber hinaus haben sich diese bei vaginalen Reizungen, wie sie z.B. nach Antibiotikagaben vorkommen, sehr bewährt sowie bei verdächtigen PAP-Abstrichen respektive Zellveränderungen am Muttermund.

In Bezug auf die Dauer und Häufigkeit bei akuten Entzündungen ist 1-mal täglich eine Kur von 7 – 10 Tagen angezeigt. Bei langwierigen Unterleibsleiden empfiehlt es sich die Zäpfchen als Begleittherapie 2-mal wöchentlich anzuwenden. Vorzugsweise werden diese vor dem Schlafengehen eingeführt. Zudem ist eine rektale Applikation während der Mondblutung anzuraten.

Für die Herstellung von Zäpfchen werden folgende Utensilien und Zutaten benötigt:

  1. Verpackungs- und Labormaterial
  • Riegelhalterung für Zäpfchenform
  • Zäpfchenformen
    • Es können torpedoförmige, konische oder zylindrische Formen ausgewählt werden. In den meisten Fällen wird die Torpedoform eingesetzt.
    • Es empfiehlt sich im Allgemeinen ein Zäpfchengewicht von 2 g, da sich hier mehr Wirkstoffe einarbeiten lassen.
  • Abdeckband für Zäpfchenform
  • Milligramm-Waage zum exakten und zuverlässigen Abwiegen von kleinen Mengen
  • Hochwertiges Labor-Becherglas / Glasschüssel und Glasrührstab / Spatel
  • Optional:
    • Klemm/Gießleiste für Zäpfchenriegel
    • Thermometer zur Temperaturkontrolle, um Rohkostqualität zu garantieren und eine gute Konsistenz zu erzielen → kontrolliertes Erhitzen idealerweise nicht über 35 °C
  1. Zutaten
  • Zäpfchengrundmasse
    • Die meisten Apotheken verwenden Hartfett (Adeps Solidus) aufgrund der sehr guten Haltbarkeit und des definierten Schmelzverhaltens. Als halb synthetisches Neutralfett lassen sich zudem mehr Inhaltsstoffe einarbeiten. Es ist jedoch nicht natürlich und pflegend.
    • Geeigneter ist meiner Ansicht nach bio-zertifizierte Kakaobutter in Rohkostqualität, da diese schleimhautpflegend wirkt, natürlich ist und ein angenehmes Gefühl auf der Schleimhaut hinterlässt
  • Ätherische Öle
    • Vorzugsweise 100 % naturreine ätherische Öle aus kontrolliert biologischem Anbau auswählen
  • Urtinkturen
    • Selbst hergestellte Tinkturen mit 70%igen DMSO als Auszugsflüssigkeit (DMSO / Wassergemisch im Verhältnis 70:30). Detaillierte Anleitungen zur Herstellung von Kräuterauszügen finden sich im “Medizin zum Selbermachen Buch”.
    • Bezug von anwendungsfertigen alkoholischen Tinkturen von Kräutern und Wurzeln

Nachfolgend soll es um die Herstellung von Rosenzäpfchen mit Frauenmantel und um die Herstellung von Schafgarbe-Thymian-Vaginalzäpfchen gehen. Beginnen wir zunächst mit den Rosenzäpfchen.

Rosenzäpfchen sind eine hervorragende Arznei. Sie schützen und stabilisieren die Vaginalflora und helfen bei Neigung zu Entzündungen und Reizungen, z.B. bei Lichen sclerosus. Auch eignen sie sich als Nachkur einer gezielten Behandlung von Scheidenpilzinfekten, wenn vor der Entzündung noch leichte Reizerscheinungen übrig sind. Kombiniert werden reine ätherische Öle mit Frischpflanzenauszügen verschiedener Heilpflanzen wie Frauenmantel oder Taubnessel.

Durch die Freude am Experimentieren und Selbermachen angetrieben, entstehen die wundervollsten Zubereitungen und Mischungen, die für häufige therapeutische Aufgaben kreiert wurden, wie die nachfolgende:

Rezeptur für die Herstellung von 5 Rosenzäpfchen á 2 g mit Frauenmantel:

  • 10 g Kakaobutter (Oleum Cacao)
  • 7 Tropfen Alchemilla Urtinktur (Frauenmantel)
  • 7 Tropfen Lamium Album Urtinktur (Taubnessel)
  • 2 Tropfen ätherisches Rosenöl
  • 4 Tropfen Rosengeranie

Hierbei handelt es sich um eine Rezeptur, die sich in vielen Fällen bewährt hat. Nach und nach hat sich beim Experimentieren gezeigt, dass üblicherweise auch 9 Gramm Kakaobutter ausreichend sind. Wahlweise können auch noch Melisse oder andere Tinkturen wie z.B. Ringelblume, die antibakterielle, entzündungshemmende, regenerierende sowie wundheilende Eigenschaften besitzt, hinzugefügt werden. Bedeutet, dass die Inhaltsstoffe selbstverständlich immer kreativ-virtuos verändert werden können.

Die nachfolgende Abbildung zeigt eindrucksvoll im Detail die einzelnen Heileigenschaften der oben aufgeführten Rezepturbestandteile.

Neben Rosenzäpfchen sollen nun auch hocharomatische Schafgarbe-Thymian Zäpfchen zur sanften Reinigung und zum Schutz vor Pilzen und Bakterien vorgestellt werden.

Das ätherische Öl des Thymians enthält die Phenole Thymol und Carvacrol. In Blättern und Blüten finden sich außerdem Flavonoide und Gerbstoffe. Auf Bakterien, Viren und Pilze hat der Thymian einen vernichtenden Effekt. Der Wirkstoff Thymol besitzt zudem eine schmerzlindernde und krampflösende Wirkung. Diese Eigenschaften machen die Zäpfchen zu einer idealen Naturmedizin gegen Scheidenpilz.

Rezeptur für die Herstellung von 5 Schafgarbe-Zäpfchen á 2g mit Thymian:

  • 10 g Kakaobutter
  • 7 Tropfen Kapuzinerkressen-Urtinktur
  • 2 Tropfen ätherisches Schafgarbenöl
  • 2 Tropfen Thymianöl Linalool
  • 2 Tropfen Majoranöl
  • 2 Tropfen Niauliöl
  • 2 Tropfen Palmarosa

Auch hier kann man mit den ätherischen Ölen wieder experimentieren. Tinkturen und ätherische Öle können hinsichtlich dem jeweiligen Beschwerdebild ergänzt werden. Mit den Mitteln in reiner Form und dem Wissen um die Wirkungen in unseren Händen, kann sich also nun zugleich der intuitive Pharmazeut und Therapeut in uns entfalten und kreativ-virtuos für uns selbst, die Familie und die Patienten wirken.

Das Wirkungsspektrum der einzelnen ätherischen Öle sowie Urtinkturen, die für die Schafgarbe-Zäpfchen zum Einsatz kommen,  können aus der folgenden Abbildung entnommen werden.

Die Vaginalzäpfchen lassen sich in liebevoller Handarbeit relativ einfach selbst herstellen. Es gilt zunächst die notwendigen Utensilien und Zutaten zusammenzutragen. Die Grundlage bildet die Kakaobutter, die hier als Konsistenzgeber zum Einsatz kommt und die pflegende Komponente liefert.

Die erforderliche Menge abwiegen. Danach diese in eine Glasschüssel/Becherglas geben und in einem Wasserbad allmählich erhitzen. Hierbei darauf achten, dass die Temperatur der Zäpfchenmasse möglichst nicht 35 Grad Celsius überschreitet, da sie sonst bröckelig werden kann.

Wenn sich die Masse vollständig verflüssigt hat, kann unter ständigem Umrühren ein Teil Kräuterextrakt / Urtinktur beigemengt werden. Bei der Zugabe von anwendungsfertigen alkoholischen Tinkturen solange rühren, bis der Alkohol verdampft ist (Riech-Test). Selbst hergestellte DMSO-Tinkturen idealerweise beimengen, wenn die Mischung abgekühlt ist. Dies gilt auch für die ätherischen Öle. Auch diese langsam tropfenweise mit einem Glasrührstab/Spatel einrühren. Anmerkung: Mischung nicht zu lange abkühlen lassen, denn die Zäpfchenmasse sollte noch flüssig sein.

Anschließend umgehend in die Gießformen unter Zuhilfenahme einer Riegelhalterung für Zäpfchenformen füllen. Danach abkühlen lassen und die überschüssige Masse mit einem Messer abkratzen. Zu guter Letzt mit einem Abdeck-/Klebeband die Öffnung abdecken und in den Kühlschrank geben. Nach Möglichkeit die Zäpfchen in einer luftdicht verschlossenen Vorratsdose aufbewahren, damit diese keine Gerüche vom Kühlschrank aufnehmen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Vaginalzäpfchen sich auf einfache Art und Weise herstellen lassen. Die Zutaten erhält man in allen gängigen Naturkosmetikrohstoffgeschäften. Mit den oben genannten Rezepturen und Anleitungen kann man also ein pflegendes und schützendes Frauenheilmittel selbst herstellen und hoffentlich gibt es viele experimentierfreudige LeserInnen und positive Anwendungsrückmeldungen hierzu.

Im kommenden Rundbrief werden Rezepturen speziell für weitere Frauenthemen vorgestellt. Hierbei steht sowohl die Herstellung von Rotklee-Zäpfchen mit Granatapfelsamenöl für die Intensivpflege und bei vaginalen Hauterkrankungen als auch die Herstellung von CBD-Zäpfchen bei Menstruationsbeschwerden sowie Endometriose im Fokus.