Medizin zum Selbermachen Rundbrief September 2020

Seignette Salz – Behandlungsoption bei Morbus Wilson

Die sogenannte Kupferspeicherkrankheit oder Wilson-Krankheit ist weltweit verbreitet. Sie gehört mit einer offiziellen Häufigkeit von bis zu 1:30.000 zwar noch zu seltenen Gendefekten, jedoch wird angenommen, dass viele Fälle unentdeckt bleiben, da die Symptome lange Zeit unterschwellig sein können oder versehentlich anderen Erkrankungen zugeordnet werden. Die Diagnose ist nämlich etwas knifflig. In vielen Fällen zeigt sich ein brauner Ring am Irisrand, jedoch ist die Schädigung der Leber dann oft schon weit fortgeschritten. Jede unklare Leberwerterhöhung sollte daher auch auf die Möglichkeit von Kupferablagerungen hin überprüft werden.

Wie der Name schon sagt, werden bei Morbus Wilson Kupfer-Ionen vermindert von der Leber über die Galle ausgeschieden. Der dadurch resultierende Anstieg des Kupfer-Spiegels im Körper entfaltet toxische Wirkungen.

Als Spurenelement wird Kupfer für Stoffwechselprozesse benötigt, allerdings mit einer Tageszufuhr von nur ca. 1 Milligramm. Das Übergangsmetall, welches die Gruppe Kupfer/Silber/Gold anführt, ist in vielen Nahrungsmitteln enthalten. Hauptsächlich werden die folgenden angeführt: Schokolade/Kakao, Leber, Getreide, Gemüse, Nüsse, Fisch, Samen, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte.

Kupfermangel ist daher sehr selten, während eben eine Anreicherung häufiger vorkommt und gefährlich ist. Die schulmedizinische Standardtherapie sieht entweder D-Penicillamin (eine alpha-Aminosäure mit Mercaptogruppe) oder Triethylentetramin (TETA) vor. Beide gehören zur Gruppe der Chelatmittel. Während D-Penicillamin mit den bekannten Chelatoren DMSA oder DMPS verglichen werden kann (die Bindung zum Metall kommt durch Schwefel-Atome zustande), werden mit TETA Stickstoff-Metall Bindungen ausgenutzt, ähnlich dem EDTA.

Beide Mittel haben erhebliches Nebenwirkungspotential und ich habe dazu auch Informationen direkt von Betroffenen, die dies bestätigten.

Teilweise wird parallel noch hochdosiertes Zink angesetzt, welches die Aufnahme von Kupfer im Darm hemmt.

Neben den „Schwefel- und Stickstoff-Chelatoren“, die hier und sonst zum Einsatz kommen, wird aus meiner Sicht in der Medizin oft vergessen, dass die unterschiedlichen, natürlichen, organischen Einfach- und Mehrfachsäuren ebenfalls sehr gute Komplexbildner sind, also sich zur Chelatbehandlung eignen. Dazu gehören so simple wie Milchsäure und Zitronensäure, wie auch Gluconsäure (oxidierte Glucose, z.B. in Kombucha enthalten und von mir in einem Rundbrief als therapeutisch wertvolles Natrium- und Calciumgluconat vorgestellt), Äpfelsäure oder Weinsäure.

Letztere ist traditionell als sogenanntes Seignettesalz im Handel und wird, als Natrium-Kalium-Salz, seit langer Zeit im Labor zur spezifischen Bindung von Kupfer-Ionen eingesetzt (siehe Fehling-Lösung). Der offizielle Name lautet Kalium-Natrium-Tartrat.

Die natürlichen organischen Säuren, die in Früchten und Gemüse vorkommen, sind sehr verträglich und meist als Nahrungsmittelzusatzstoffe in der EU in hohen Anteilen zugelassen. Sie bauen zu Übergangsmetallionen und/oder Schwermetallionen ihre Bindungen nicht über Schwefel- oder Stickstoffatome, sondern über die hohe Ladungsdichte an den Sauerstoffatomen der Säuregruppe auf.

Überdosierungen können zwar vorübergehend die Nieren beanspruchen, wie wir zum Beispiel von Spinat (Oxalsäure) oder Rhabarber (Äpfel-, Citronen- und Oxalsäure) her wissen, jedoch liegen die dafür erforderlichen Mengen deutlich höher als die Dosierungen, die mit den üblichen S- und N-Chelatoren gefahren werden können.

Das Seignettesalz stellt also eine verträgliche Alternative zu D-Penicillamin oder TETA dar, wenn es um die Behandlung von zu hohen Kupfer-Werten geht. Als Kalium-Natrium-Salz der Weinsäure ist es schon gepuffert und daher sowohl Magen-Darm verträglich als auch gut aufnahmefähig. Gleichwohl führen höhere Mengen zu abführender Wirkung und Seignettesalz war deshalb traditionell auch als mildes Abführmittel seit dem frühen 17. Jahrhundert bekannt.

Auch damals schon war seine ausgezeichnete Verträglichkeit bekannt: „Das weinsaure Kali-Natron, ein zu Lemery’s Zeiten unter dem Namen Seignettesalz sehr viel gebrauchtes Heilmittel, wird noch immer als gelindes Purgirmittel angewendet. Man giebt es in Dosen von 30 – 50 Grm., ohne die mindeste Unbequemlichkeit. (Laveran und Millon, 1844)“

Nun, 30 bis 50 Gramm ist eine gewaltige Menge und für die Ausleitung von Kupferionen sind pro Tag eher nur 5% davon zu verwenden. Das entspricht also ca. 2 Gramm. Das Seignettesalz in pharmazeutischer Reinheit gibt es bei www.alchemist.de in praktischen 100 Gramm Gebinden.