Medizin zum Selbermachen Rundbrief September 2020

Die selbsternannten Erleuchteten – Spiritualität als bloße Ambition?

Gefühlsmäßig immer öfter tauchen sie auf „Gesundheitskongressen“ und sonst wo auf – Leute die von sich selbst behaupten „erwacht“ zu sein oder gerne andere über sich sagen lassen „erleuchtet“ zu sein, spirituell „sehr weit“ zu sein.

Spiritualität jedoch ist der einzige Bereich menschlicher Fähigkeiten, der keinem Wettbewerb unterliegen kann!

Wir können uns beim Fußball gegenseitig messen, beim Studieren, beim Singen, sogar beim gesund oder krank sein.

Es gibt Menschen, die können nicht Fußball spielen oder singen. Es gibt jedoch keine Menschen, die nicht spirituell sind!

Ein Freund schrieb mir einmal: Du bist eben nicht spirituell. Egal, wem er dies schreibt oder sagt – er irrt immer.

Als Wesen mit Geist ist Spiritualität in uns von Natur aus angelegt. Mehr noch, im Geist ist das Absolute eher zu vermuten, als sonst wo, wie uns schon Hegel und viele seiner Philosophen-Kollegen in ihrem Schriftwerk nahelegen.

Durchaus gibt es Menschen, das ist jedem klar, die ihre innewohnende Spiritualität mehr oder weniger bewusst erkennen und leben. Sich deswegen jedoch als „erleuchteter“ zu wähnen als andere ist Selbstbetrug.

Ein wirklich bewusst spiritueller Mensch würde im gleichen Moment erkennen, dass er dann die Spiritualität als reine Ambition lebt und augenblicklich verstummen. Ein „ich bin besser“, wie beim Schach oder beim Wettlauf, ist hier unmöglich. Viele weise Menschen haben auf diesen Umstand seit Jahrtausenden hingewiesen.

Die Konsequenz ist, und hier irren ebenso viele, dass sich Spiritualität letztlich nicht mit Übung, mit Training, „vermehren“ oder „verbessern“ lässt. Diese Erkenntnis gipfelte etwa in Buddhas Hinweis, dass all seine Askese, Meditationen, Opfer, Gebete, Fasten, … ihn nicht zum erhofften Ziel führten. Zum einfach glücklich Sein, zur wahren Freude, zur Erleuchtung, braucht es nichts, so erkannte er!

Was aber machen die selbsternannten Erleuchteten unentwegt? Sie behaupten, dass du vieles brauchst auf dem spirituellen Weg – ihre Bücher, ihre Lehre, ihre Formeln, ihre Betreuung, ihr Coaching. Nicht anders handhaben es die institutionellen Religionen seit langer Zeit. Ihre geschäftsmäßige Botschaft ist immerzu: du brauchst uns auf dem Weg zum Glück. Wir haben die richtigen Gebete, Übungen, Riten, Symbole, Texte, … . Die Spiritualität abermals als Ambition?

Ohne Frage können uns Übungen aller Art dienlich sein, wenn wir damit etwas konkretes ansteuern. Wie zum Beispiel ein Gute-Nacht-Ritual, welches uns zum guten Einschlafen dient.

Spiritualität jedoch, sie ist geduldig, wartet lediglich darauf, wie sehr wir sie in unser alltägliches Leben einziehen lassen. Sie ist immer da. Wir besitzen sie stets. Garantiert. Und wenn wir mit ihr „arbeiten“, die Spiritualität also einbeziehen in Gedanken, Worten und Werken, so unterscheidet uns auch dies konsequenterweise im Innersten nicht von anderen, die diese Entscheidung (noch) nicht getroffen haben. Sonst ginge es abermals um ein „besser“. Bewusst spirituelle Menschen gehen keinen „geistigen Wettbewerb“ ein oder hegen die Ambition für andere Lehrer zu sein! Was machen sie dann?

Ganz einfach. Sie wissen, dass sie lediglich den Ausgleich für das Unbewusste in der Welt darstellen. Weil eine Batterie zwei Pole benötigt, weil es heiß und kalt gibt, weil hell und dunkel sich bedingen.