Medizin zum Selbermachen Rundbrief
Mai 2025

Muscimol –
„Fliegen“ ohne Fliegenpilz
Die Überschrift ist ein Wortspiel, denn mit dem Hauptwirkstoff und gleichzeitig dem verträglichsten Inhaltsstoff des Fliegenpilzes, dem Muscimol, soll es im Rahmen der therapeutischen Nutzung nicht zum „Fliegen“ kommen, wie mit Psychedelics oder typischen Halluzinogenen.
Also ganz klar zu Beginn: Das Muscimol als Reinstoff zur Behandlung von zahlreichen Symptomen und Erkrankungen anzuwenden, hat rein gar nichts mit ungewissen Fliegenpilzexperimenten zu tun und führt richtig angewendet weder zu einem „Trip“, noch in eine Abhängigkeit.
Die tatsächlichen Wirkungen von Muscimol jedoch sind therapeutisch äußerst interessant und machen dieses Pülverchen zu einem echten Gesundheitswerkzeug von Schmerzen bis Ängsten, von Schlafstörungen bis Entzugssyndromen, von Bluthochdruck bis zu Arthrose und viele weitere.
Wichtig ist eben die Reinsubstanz zu verwenden, denn nur damit können wir eine sichere und reproduzierbare Dosisfindung nutzen. In den Pilzen dagegen schwanken die Substanzgehalte enorm und es sind dort sehr unerwünschte Begleitstoffe enthalten, wie z.B. Muscarin oder Ibotensäure. Die Ibotensäure muss im Körper erst einmal durch Decarboxylierung in Muscimol umgewandelt werden. Die Ibotensäure selbst ist stark unverträglich und führt zu Übelkeit und Kater.
Der molekulare Wirkmechanismus des vielfältig einsetzbaren Muscimols ist sehr genau erforscht und verblüffend. Stark verkürzt kann man sagen, dass Muscimol für den Menschen das „bessere“ GABA ist. GABA, also gamma-Aminobuttersäure, ist von Natur aus einer der wichtigsten Botenstoffe im Gehirn, der inhibitorisch wirkt, also etwa dämpfend oder bremsend auf Aktivitäten des Zentralnervensystems. Dies ist sehr wichtig, damit zwischen Aktivität und „Ruhe“ ein gutes Gleichgewicht aufrecht erhalten wird, bzw. damit sich die zirkadianen Rhythmen einpendeln können. Schlafen und Wachen, Verdauen und Arbeiten, Aktiv sein und Regenerieren, usw. usw..
Warum schreibe ich, Muscimol wäre das „bessere“ GABA? Weil es an einzelnen Subtypen der GABA-Rezeptoren sogar als Superagonist auftritt, d.h. das Muscimol hat eine stärkere und/oder längere Wirkung dort. Das ist ein bemerkenswerter „Zu-Fall“ der Natur, dass dieser Fliegenpilz eine Substanz enthält, die von der räumlichen Molekülstruktur her genau auf die menschlichen GABA-Rezeptoren „passt“.
Fachlich ausgedrückt klingt das so: „Muscimol ist ein Strukturanalogon der Gamma-Aminobuttersäure (GABA) und als solches ein hochaffiner, kompetitiver, orthosterischer Agonist (d. h. Ligand an der GABA–Bindungsstelle) an GABAA– und Partialagonist an GABAA-Rho-Rezeptoren. An der Vielzahl von GABAA-Rezeptortypen wirkt Muscimol, entgegen der ursprünglichen Erwartung, nicht als unterschiedsloser Universalagonist. An extrasynaptischen GABAA-Rezeptoren zeigt es mit einer auf GABA bezogenen maximalen Wirkstärke von 120 bis 140 % eine superagonistische Eigenschaft, welche erklärt wird mit der geringeren Neigung des Muscimols, die Desensibilisierung dieser Rezeptoren auszulösen. Mit geringer Affinität werden G-Protein-gekoppelte GABAB-Rezeptoren aktiviert. Muscimol ist kein Substrat der GABA-Transaminase. Im Ergebnis aktiviert Muscimol das inhibitorische (zentral dämpfende) System des Gehirns.“ (Wikipedia).
Vieles weitere ist über Muscimol im Internet zu finden. Beispiele:
Neben seinen schmerzstillenden Eigenschaften besitzt Muscimol auch antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen. Die Wirkung von Muscimol erreicht etwa drei Stunden nach der Einnahme ihren Höhepunkt.
Es führt auch zu einem Anstieg der Konzentration an Serotonin im synaptischen Spalt der Nervenzellen des zentralen Nervensystems.
Man kommt zu dem Schluss, dass die zentrale Stimulation der GABA-Rezeptoren durch Muscimol zu einer deutlichen Senkung des Blutdrucks, der Herzfrequenz und des RSND führt, die durch GABA-Rezeptorantagonisten gezielt antagonisiert wird.
Ein Gel mit Muscimol das äußerlich angewendet Gelenk- und Muskelschmerzen bei Rheuma, Arthrose oder Ischias lindern oder Schwellungen und Steifheit reduzieren kann.
Die beruhigende Wirkung des Pilzes fördert die Entspannung und kann helfen, Traumata oder Stress abzubauen. Neben der emotionalen Heilung hat Amanita Muscaria auch eine positive Wirkung auf das allgemeine Wohlbefinden.
Schmerzlinderung: Äußerlich angewendet, etwa in Form von Salben oder Tinkturen, kann der Fliegenpilz bei Rheuma, Gelenkschmerzen und Muskelverspannungen helfen.
Einige Menschen berichten von einer tiefen Entspannung und einem Gefühl von Frieden und Harmonie nach dem Räuchern von Fliegenpilzen. Andere berichten von heilenden Erfahrungen und einem Gefühl von Verbindung mit der Natur und dem Universum.
Alkoholische Tinkturen aus Fliegenpilz wurden in einigen Regionen der Welt (z.B. Finnland) zur äußerlichen Behandlung von Stauchungen und Prellungen verwendet, innerlich bei Kopf- und Magenschmerzen sowie Erschöpfung.
Vor allem die beiden Vertreter Auricularia und Agaricus können die Sehkraft auf natürliche Weise fördern. Auricularia verbessert die Fließeigenschaften des Blutes und unterstützt damit den Nährstofftransport bis in die feinen Blutgefäße der Augen.
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Jedenfalls sind die Einsatzgebiete sehr vielfältig. Bis hin zur Wellness Anwendung und anti-aging Effekten.
Konstitutionelle und homöopathische Aspekte im Zusammenhang mit dem Fliegenpilz werden anschaulich in dem ausführlichen Artikel von Arne Krüger dargelegt: https://www.heilpraktiker.org/files/seiteninhalt/inhaltsseiten/c_fuer_heilpraktiker/cf-fuer-mitglieder-intern/cf-04-fachartikel/cf-04-01-05-agaricus-einbl-1997-final.pdf
In historischen Schriften sind diese Hauptwirkungen, bzw. Einsatzgebiete zu finden:
- Schmerzstillende und Betäubende Wirkung bei Wunden, Gelenkschmerzen und Schmerzen allgemein.
- Entzündungshemmende und fiebersenkende Wirkung
- Krampflösend und Muskelentspannend
- Psychotrope und Bewusstseinserweiternde Effekte
Schamanen und Heiler aus sibirischen und skandinavischen Kulturen verwendeten den Pilz in rituellen und religiösen Zeremonien, um Trancezustände zu erreichen und das Bewusstsein zu erweitern – Zugang zur spirituellen Welt und für Visionen genutzt.
- Bei Magen-Darm-Erkrankungen, Verdauungsbeschwerden mit sehr kleinen Dosierungen.
- Antiseptische Wirkung: Behandlung von Hautkrankheiten wie Ekzeme oder Schuppenflechte als Salbe.
- Stärkung des Immunsystems und allgemein Stärkungsmittel
Jenseits von akuten oder chronischen Erkrankungen kann die Mikrodosierung von Muscimol bei allgemeinen Zielen und Lebensumständen hilfreich sein:
Schlechte Gewohnheiten und Abhängigkeiten loswerden, Verbesserung von Leistung und Kreativität, Erhöhung der Konzentration, Kommunikationsfähigkeiten entwickeln oder verbessern, Depressionen, Angstzustände und emotionale Störungen beseitigen, Positive Sicht auf das Leben/die Welt stärken, Lebensqualität verbessern.
Und wie sind nun die Dosierungen zu wählen?
Für Erwachsene wird für die innerliche Anwendung allgemein eine Minimaldosis von 2 mg Muscimol angegeben. Solche geringen Mengen führen üblicherweise nicht zu typischen psychotropen Wahrnehmungen, sondern eignen sich für Mikrodosiseffekte wie oben beschrieben.
Für Anwendungen die mit Wahrnehmungsveränderungen und der typischen tiefen Entspannung einhergehen sollen, werden in der Regel wenigstens 5 mg Muscimol benötigt.
Ich beziehe und nutze die Muscimol 1% Lösung (bezogen auf das Muscimol-HBr 1,475%) von der Firma www.alchemist.de, die man sehr fein und sicher dosieren kann, da pro Tropfen etwa 0,5 Milligramm reines Muscimol enthalten sind. Daraus ergibt sich, dass 5 Tropfen ca. 2,5 mg Muscimol enthalten und 10 Tropfen ca. 5 mg Muscimol und so weiter. Die Tropfen können einfach in ein Getränk/Wasser gemischt werden. Sie schmecken etwas säuerlich.
Da der Wirkungseintritt verzögert stattfindet und die Wirkungen auch einige Stunden anhalten, ist es ratsam den ganzen Effekt abzuwarten, bevor man noch weiteres Muscimol zu sich nimmt, also mindestens 3 bis 4 Stunden.
Alles weitere kann man dann je nach Situation und Behandlungsziel individuell ausprobieren. Zum Beispiel bei Schmerzen dann einfach nach 3 bis 4 Stunden weitere Tropfen anwenden.
Bei chronischen Beschwerden wird geraten die Anwendung für einige Tage / einige Zeit kontinuierlich fortzusetzen, damit der Körper „steady state“ Effekte nutzen kann.
Für äußerliche Anwendungen kann man aus der Muscimol-Lösung ganz einfach ein Gel, eine Salbe oder eine Creme oder auch ein Spray herstellen, zum Beispiel mit DMSO oder Taurin oder Nikotin als Wirkverstärker.