Medizin zum Selbermachen Rundbrief
Juni 2024

Berliner Blau –
Über 300 Jahre bekannt, aktueller denn je

Berliner Blau ist im Reigen der therapeutischen Farbstoffe ein Grenzfall und auch ein Mysterium. Die Substanz enthält zwar Kohlenstoff, jedoch keinen Wasserstoff, sondern noch Eisen und Stickstoff. Kohlenstoff und Stickstoff liegen als sogenannte Cyanid-Liganden um Eisen-Ionen vor, weshalb es eher den anorganischen Farbstoffen zugeordnet wird. Es gibt kaum eine Substanz, die so lange schon und immer noch international erforscht wird – vor allem aus mechanistischen und molekulartheoretischen, aber auch anwendungstechnischen Gründen. Hierzu auf Wikipedia: „Auch über dreihundert Jahre nach der Erstsynthese ist Berliner Blau ein Forschungsobjekt, über das in jedem Jahr viele wissenschaftliche Artikel veröffentlicht werden.“ Bis heute.

Weiter heißt es: „Berliner Blau ist praktisch ungiftig und wird als Gegenmittel bei Vergiftungen mit radioaktivem Caesium oder Thallium eingesetzt. Die Therapie nutzt die Ionenaustauschereigenschaften und die hohe Affinität der Verbindung für bestimmte Metallkationen. Es steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO, die in einem Gesundheitssystem benötigt werden.“

Hier haben wir es also vor allem mit einem Ausleitungsmittel zu tun. Neben Caesium und Thallium können weitere, vorwiegend einwertige, Metallkationen gebunden werden. Radioaktives Caesium kann bei der zivilen und militärischen Kernspaltung frei gesetzt werden. Während viele Menschen etwas über radioaktives Jod wissen („Fukushima“) und sich deshalb mit Lugolscher Lösung eindecken, um im Fall der Fälle den Körper zu reinigen, ist die Sache mit dem Caesium und dem Berliner Blau weitgehend unbekannt. Nach dem Tschernobyl GAU wurde Berliner Blau an Wildschweine verfüttert und damit konnte die radioaktive Aktivität im Muskelfleisch um bis zu 80% vermindert werden. Es ist also ratsam beides vorrätig zu haben – Jod und Berliner Blau.

Zunächst ist es verwunderlich, dass eine hohe Affinität dieses Berliner Blaus sowohl zu einem Alkalimetall, Caesium, als auch zu einem Element aus der 3. Hauptgruppe, Thallium, besteht. Alkalimetalle, wie in der Schule gelernt, kommen praktisch ausschließlich als einwertige Kationen vor, also Lithium als Li+, Natrium als Na+, Kalium als K+ und eben Cäsium als Cs+. Die 3. Hauptgruppe, auch Borgruppe genannt, zeichnet sich dagegen dadurch aus, dass ihre bekannten Vertreter Bor und Aluminium, gerne als dreiwertige Kationen vorkommen, also dreifach positiv geladen sind. Beim Thallium, das in einer Reihe (Periode) mit Caesium steht, verhält es sich so, dass dreiwertige Ionen im Körper sehr schnell zu einwertigen umgewandelt werden. Physikalisch, quantenmechanisch betrachtet aufgrund der dann vollständig gefüllten s-Schale, die einen energetisch stabilen Zustand markiert.

Beim Stichwort Thallium gehen viele davon aus, dass Vergiftungen damit nur in Kriminalromanen vorkommen, jedoch war und ist Thallium durchaus auch verbreitet für technische Anwendungen und somit (kontinuierliche) Expositionen durchaus möglich. Thallium unterliegt einem sehr effektiven enterohepatischen Recycling und kann deshalb praktisch nicht selbst, also ohne Hilfsmittel wie Berliner Blau, ausgeschieden werden.

Weitere Metalle, bzw. ihre jeweiligen Ionen, in dieser Reihe sind Barium, Platin, Quecksilber, Blei, Wismut, Astat und Radon.

Auch beim Berliner Blau geht übrigens die Mär um, dass es verschreibungspflichtig wäre (siehe Lithium Beitrag oben). Tatsächlich gab/gibt es Berliner Blau beispielsweise unter den Markennamen Thallii-Heyl® oder Radiogardase®-Cs in Kapselform mit ja 500 mg als zugelassene Arzneimittel zur Behandlung von Vergiftungen mit Thallium oder Cäsium. Hier gilt das gleiche, wie bei Lithium beschrieben – der simple Reinstoff ist selbstverständlich nach wie vor frei verkäuflich und ist auch beliebt für Schülerexperimente.

Zur Selektivität im Vergleich mit anderen Metallausleitungs-Reagenzien, wie etwa EDTA oder DMSA, ist wenig bekannt. Gleichwohl könnten zum Beispiel auch Zink und Kupfer-Ionen gebunden werden – wie gesagt, es gibt dazu keine genauen Erhebungen. Ob Berliner Blau beispielsweise zur Behandlung des Morbus Wilson geeignet wäre, ist somit nicht aktenkundig, jedoch ohne weiteres prüfbar. Einfach durch Ausprobieren. Das Mittel ist schließlich auch sehr preisgünstig – 25 Gramm in der Food Grade Qualität kosten bei www.alchemist.de knapp 30 Euro und damit eine Ration von 500 mg etwa 60 Cent.

Der Reinstoff Berliner Blau, der vor über 300 Jahren entdeckt wurde und im 21. Jahrhundert zur Liste der unentbehrlichen Arzneimitteln gehört, darf also auch den Weg in einen häuslichen oder therapeutischen Gesundheitswerkzeugkasten finden. Zur Entgiftung als Ausleitungsreagenz für toxische Metalle und natürlich, zusammen mit Jod, als Krisenprävention für den Fall atomarer Kriegsführung oder Kernkraftwerks-GAU in umliegenden Staaten.

Die Anwendung, bzw. Einnahme ist sehr einfach. Einzelmengen von 0,5 bis 3 Gramm werden entweder ins Essen gemischt oder in Wasser/Getränken aufgeschlämmt und getrunken. Dabei können sich Zähne und Mundschleimhaut vorübergehend blau färben. Ebenso ist es möglich Portionen von je 500 mg in Kapseln abzufüllen. Auch diese werden üblicherweise zum Essen eingenommen.

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