Medizin zum Selbermachen Rundbrief Mai 2021

Post Covid Syndrom (oder long Covid) –
Nichts Ungewöhnliches und behandelbar

Post Syndrome kennen wir schon lange und vielen fällt eventuell dabei zuerst das Post Zoster Syndrom ein, also nach Gürtelrosen. Diese „komplexen Nachwirkungen“ haben jeweils unterschiedliche Leitsymptome – bei der „long Gürtelrose“ ist das bekanntermaßen die sog. Trigeminusneuralgie, also eine neuronale Dysfunktion. Schätzungen zeigen eine Häufigkeit von 10 – 15% nach Gürtelrose.

Noch einmal: 10 – 15% der Gürtelrose Patienten entwickeln eine Trigeminusneuralgie als Symptom eines Post Zoster Syndroms. Hier sind also diejenigen Post Zoster Betroffenen, die andere Symptome haben, noch gar nicht eingerechnet. Wie viele sind es bei long Covid? Das wissen wir noch nicht so genau, jedoch nach bisherigem Stand deutlich weniger.

Wir reden bei der Trigeminusneuralgie weiterhin von einer Symptomatik, die in zahlreichen Fällen zum Suizid führt, also eine schwerwiegende Beeinträchtigung.

Nehmen wir ein anderes Beispiel: Die saisonale Grippe lässt/ließ stets Patienten mit Herzmuskel oder Herzklappen Entzündungen und Schäden zurück. Statistiken darüber habe ich jetzt nicht gefunden, jedoch sind mir persönlich Fälle bekannt. Was viel wichtiger dabei ist: Auch Herzmuskel- oder Herzklappenschäden, sind, ebenso wie Trigeminusneuralgie weniger mit dem normalen Leben vereinbar als Riech- und Geschmacksstörungen – dem Leitsymptom, welches derzeit, neben Müdigkeit, bei long Covid genannt wird.

Es gibt selbstverständlich noch mehr Beispiele. Post Masern Syndrom, Post EBV Syndrom (Pfeiffersches Drüsenfieber), …

Der Logik und Stimmigkeit halber, nenne ich in dieser kleinen Aufzählung hier ausschließlich sogenannte virale Infektionen (mehr dazu weiter unten), da es sich ja bei Covid offiziell um eine solche handelt. Damit es nicht so ausgeht wie bei den wissenden Journalisten, die derzeit tagein tagaus das globale Geschehen „historisch belesen“ mit den Pest Epidemien vergleichen … . Wo doch die Pest ein bakterielles Geschehen ist und von der Art Yersinia pestis (Ordnung: Enterobacterales) ausgelöst wird. Viren tragen übrigens keine Eigennamen, da sie auch keine Lebewesen sind. Die Pest wurde/wird noch dazu über gänzlich andere Übertragungswege weitergegeben und es gibt noch weitere wichtige Unterschiede, die anscheinend in den Chefredaktionen dieser Welt unbekannt sind.

Selbstverständlich gibt es jedoch auch nach bakteriellen Infektionserkrankungen Post Syndrome, wie zum Beispiel Morbus Reiter, etwa nachdem Chlamydien oder Salmonellen (letztere gehören auch zur Ordnung der Enterobacterales) im Körper freche Vermehrungspartys feierten.

Ganz nebenbei betrachtet hängt die Einladung für die ungebremste Vermehrung von Bakterien aus der Sicht der integrativen Medizin stark vom Milieu ab. Das kann jeder selbst herausfinden, wenn er im Falle eitriger Rachenmandeln nach Aufnahme unterschiedlicher Essensbestandteile direkt feststellt, ob sich die Infektion verschlimmert oder nicht. Zum Beispiel nach einem industriell hergestellten Müsliriegel oder einer thermisch behandelten Milch (Kuhmilch A1) ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Beschwerden stärker werden, aufgrund des örtlichen Milieus im Rachenraum. Das ist auch der Grund, warum wir uns als Menschen gegenüber der Gefahr bakteriell unerwünschter und überschießender Besiedelung so gut wappnen können! Ein Lebensstil, der unser hominid-aufrechtes Milieu stärkt, lässt „die Kleinen kriechenden“ nur in symbiotisch-hilfreicher Artenvielfalt und in den vorgesehenen Nischen zu, etwa im Darm oder in der Mundhöhle auf der Haut. Unerwünschte, oft anaerobe Bakterien, werden in die Schranken gewiesen, und zwar von der Geburt bis zum körperlichen Tod. Danach überwuchern sie und andere Kleinlebewesen uns blitzartig, damit materielle Bestandteile wieder der Biomasse des Planeten zugeführt werden.

Gegenüber den sogenannten viralen Infektionen ist diese Milieustärkung weniger eindeutig möglich. Und noch etwas wichtiges unterscheidet sie von den Bakteriellen, wie man in jedem Pathologie Buch nachlesen kann. Sie verlaufen häufig mit wenig oder keinem Fieber. Selbst eine mutmaßlich viral verursachte Lungenentzündung kommt oft ohne oder mit nur geringem Fieber daher – sog. subfebrile Temperaturen bis maximal ca. 38,5 °C. Dagegen sehen wir bei bakteriellen Lungenentzündungen regelmäßig Temperaturen deutlich über 40 °C.

Das genau führt uns zurück zur Post Covid Thematik, bzw. allgemein zu den Ursachen langzeitlicher, potentiell chronischer Auswirkungen solcher Erkrankungen.

Erstaunlicherweise wird vom Post Covid Syndrom durchaus bei jüngeren Betroffenen berichtet, und zwar, wieder erstaunlich, bei Fällen, die eigentlich, was den anfänglichen Verlauf betrifft, als mild eingestuft werden. Dies bedeutet, dass auch hier kaum Fieber festgestellt wurde, weder im prodromal Stadium noch während der Generalisation.

Und hier liegt meiner Meinung nach einer der entscheidenden Punkte. Fieber hat viele Wirkungen. Eine davon ist, dass spezialisierte weiße Blutkörperchen schneller von A nach B kommen, je höher die Körpertemperatur. Eine andere ist, dass die entstehenden Antigen-Antikörper-Komplexe schneller/besser abgebaut und ausgeleitet werden können.

Antigen-Antikörper-Komplexe sind das natürliche Resultat der Produktion und Ausschüttung von Immunglobulinen und können molekular betrachtet „ordentliche Brocken“ sein. So liegt allein die Molekülmasse von IgM (Immunglobulin M) bei fast 1.000.000 u (zum Vergleich: DMSO hat eine Molekülmasse von ca. 78). Zusammen mit bis zu 10 Antigenstrukturen (z.B. Viren Proteine) angelagert, man spricht hier von Agglutination, also Verklumpung oder Verklebung, reden wir hier von derart großen Molekülen, dass man diese im Labor sogar als Ausfällung mit dem bloßen Auge sehen kann. Der Begriff Sperrmüll ist also in diesem Zusammenhang gerechtfertigt und man kann sich so besser vorstellen, was diese Komplexe für unseren Organismus im Sinne einer Belastung bedeuten können.

Diese Ag-Ak-Komplexe, auch als Immunkomplexe oder AAK bezeichnet, werden normalerweise, also bei banalen Infektionen oder kleinen Verletzungen, ordnungsgemäß vom RES (retikuloendotheliales System) und/oder nach Transport mit dem „Erythrozyten Taxi“ in der Leber abgebaut. Zum RES gehören auch die eben erwähnten spezialisierten weißen Blutkörperchen, z.B. Monozyten, die Vorläufer von Makrophagen.

Ein gewisses Maß an Fieber kann demnach eine übermäßige Anhäufung der Immunkomplexe verhindern. Und es besteht seit langem der Verdacht, dass die im Höhepunkt einer Infektion massenhaft entstehenden AAKs, wenn sie nicht abgebaut werden können, ein wichtiger Faktor für die Ausbildung von Post Syndromen sind. Fieber ist hierbei natürlich nicht das einzige Kriterium, jedoch aus meiner Erfahrung ein wichtiges. Viele weitere körperliche Gegebenheiten sind mitentscheidend, wenn es um die Fähigkeit des Organismus geht, den AAK Sperrmüll wieder wegzuräumen.

Schauen wir uns kurz an, was Wikipedia zu den Komplexen zu sagen hat:

„Als Antigen-Antikörper-Reaktion (AAR) wird in der Biochemis, der Immunologie, der Infektiologie und in verwandten Wissenschaften ein Bestandteil der Immunreaktion bezeichnet, bei dem sich ein Komplex aus Antigen und Antikörper bildet. …  Auch bei viralen Infekten ist dieser Zusammenhang bekannt. Die Immunkomplexe … binden an Erythrozyten und werden zur Leber transportiert und dort abgebaut. Große, zur Ablagerung neigende Immunkomplexe entstehen dann, wenn hohe, nahezu äquimolare Konzentrationen an Antigenen und Antikörpern aufeinandertreffen. Dann binden Antigene und Antikörper aneinander und bilden große, stark vernetzte Immunkomplexe, die im Plasma nicht mehr löslich sind und ausfallen. … Die Ablagerung von Immunkomplexen in den Gefäßen führt zur Komplementaktivierung und konsekutiver neutrophiler Chemotaxis sowie zu apoptotischem Zerfall der neutrophilen Leukozyten. … Immunkomplexe können schädigende, krankheitserregende, bis hin zu tödlichen Effekten haben. … „

Ich wiederhole: „… wenn hohe, nahezu äquimolare Konzentrationen an Antigenen und Antikörpern aufeinandertreffen …“ Die geschieht oft zeitversetzt beim oder nach dem Abklingen der ersten typischen, sogenannten grippalen Symptome. Dann, wenn die Antikörperproduktion und -freisetzung in den Abwehrzellen so richtig hochgefahren wird. Der Vorgang ist also mehr oder weniger unabhängig davon, ob die Erstsymptome schwach oder stark ausgeprägt waren.

Zusammenfassung/Empfehlungen:

1. Post Syndrome sind allgemein, in unterschiedlicher Häufigkeit, etwas lange Bekanntes und kein Grund sich als Betroffene für „aussätzig“ zu halten.

2. Für die meisten Post Syndrome gibt es meines Wissens kein Therapieangebot von Seiten der institutionellen Medizin und Betroffene fühlen sich allein gelassen. Diagnostische Standardverfahren bescheinigen meist „normale Werte“ und man muss aufpassen, dann nicht in die Psycho Ecke gestellt zu werden. Das ist eine weit verbreitete Grundhaltung in der Medizin: „Wenn’s brennt fahren wir alles etablierte Tatü Tata auf, aber hinterher um die unwichtigen Narben, können sich andere kümmern.“

3. Eine der Hauptursachen für Komplikationen bei und nach Infektionserkrankungen ist die Anhäufung von entstehenden Antigen-Antikörper-Komplexen. Diese können allerhand Schaden anrichten, wenn sie nicht adäquat abgebaut werden können.

4. Wir können den Körper dabei unterstützen mit oxidativ wirkenden Mitteln. Dazu gehören Wasserstoffperoxid, Chlordioxid, Artemisinin (in einjährigem Beifuß A-3).

5. Im Falle chronischer Müdigkeit kommt 5-HMF als weitere Behandlungsoption dazu (siehe Beitrag CFS in diesem Rundbrief).

6. DMSO kann Nervendysfunktionen regenerieren. Ähnliches gilt für Wasserstoff (H2), alpha-Liponsäure oder auch pflanzliche unerhitzte Booster, wie Gerstengras. DMSO kann weiterhin die biochemischen und Ladung vermittelten (Ionenkanäle) Transportmechanismen unterstützen.

7. Gezielte Bewegung, die Blut- und Lymphsystem aktiviert, unterstützt ebenfalls Abbau und Abtransport der AAKs. Dazu gehören die kindlich beliebten Basisübungen „Brücke“, „Knie an die Ohren“ und „Kobra“ sowie „Der vierte und fünfte Tibeter“. Hilfsmittel: Gymnastikmatte.

8. Die Leber-Gallengang-Darm Funktion kann äußerlich mit der guten alten Wärmflasche und innerlich mit Mariendistel, Äpfelsäure und anorganischen Pulvern, wie Heilerde oder Zeolith oder Kieselgur (aluminiumfrei) befördert werden.