Medizin zum Selbermachen Rundbrief März 2021

Wissensbausteine Blutwerte –
Was kann hinter langanhaltenden hohen Ferritinwerten stecken?

Mit relativer Häufigkeit wird in der Praxis ein langanhaltender erhöhter Ferritinwert im Blutlabor festgestellt. Viele andere Parameter sind in der Regel dabei unauffällig oder vielleicht ist sogar das Eisen selbst erniedrigt. Oft bestehen diese erhöhten Ferritinwerte jahrelang und werden kaum beachtet oder als unwichtig betrachtet.

Nun, wie viele wissen, bin ich kein Diagnostikfan und dementsprechend ging ich in der Praxis stets sparsam mit der Beauftragung von Blutwerten um. Diagnostik ist keine greifbare Hilfe für die Patienten und da nicht selten auch falsch gemessen wird oder sich viele Werte auch mit der „Tagesform“ schnell ändern können oder auch missinterpretiert werden, setze ich mehr auf das tatsächliche Befinden des Individuums, als auf ausgedruckte Zettel. Ein weiteres gutes Beispiel ist ein Freund und Weltklasse Sportler/Abenteurer, der jahrelang mit einer stark erniedrigten Anzahl an roten Blutkörperchen, welche engmaschig bestimmt und also oft nachgewiesen wurde, trotzdem (fast) allen anderen in den Bergen davon gestiegen ist.

Hier sei zunächst einmal zitiert, was in üblichen Nachschlagewerken zu Blutwerten über einen hohen Ferritinwert nachzulesen ist:

„Hohe Ferritinwerte können auf eine Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose), Leberentzündung (Hepatitis), Blutarmut (Anämie), Infektionen oder Tumore hindeuten. Auch eine Überdosierung von Eisenpräparaten oder häufige Bluttransfusionen können zu einer Erhöhung der Werte führen. Ebenso Blutspenden.“

Das ist alles richtig, allerdings finden sich bei vielen Menschen keine der aufgezählten Ursachen und trotzdem besteht längerfristig ein erhöhter Ferritinwert.

An dieser Stelle durfte ich von einem erfahrenen Mediziner lernen, dass dies auf bisher unentdeckte, chronische Entzündungen hinweist, die auch außerhalb der Leber bestehen können. Wir hören und lesen ja seit einiger Zeit viel über sogenannte „silent inflammations“ und es scheint sich heraus zu kristallisieren, dass gerade ein lange bestehender unerklärlich erhöhter Ferritinwert, genau auf solche hinweisen kann.

Dies ist zunächst einmal eine Anregung, sowohl für Leser und Leserinnen, die einen solchen Wert bei sich beobachten, als auch für die Ärzte und Heilpraktiker, die selbst Laborwerte beauftragen, um einmal ein Auge auf diese mögliche Ursache zu haben. Das Argument, dass dann aber auch der CRP Wert erhöht sein müsste, ist schon häufiger widerlegt worden, weil das C reaktive Protein nicht bei allen Menschen eindeutig reagiert. Auch die Blutsenkung ist nicht immer verlässlich.

Vielleicht können wir diese Anregung gemeinsam beobachten und in einem zukünftigen Rundbrief, weitere Erfahrungen dazu einbauen.