Medizin zum Selbermachen Rundbrief
März 2024

N-Acetyl-Glucosamin –
Myelin Regeneration bei Neurodegenerationen

Sowohl N-Acetyl-Glucosamin, als auch Glucosamin haben vielfältige Funktionen im Körper, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Bedeutung noch immer Thema in der aktuellen Forschung sind. Biochemisch betrachtet handelt es sich um einen sogenannten Einfachzucker, der sich, wie der Name schon sagt, von der Glucose ableitet und sich von dieser lediglich durch eine Aminogruppe anstelle einer Hydroxylgruppe unterscheidet.

Diese kleine Modifikation macht das Glucosamin und seine acetylierte Form zu einer vielseitigen Substanz – von der Gelenkflüssigkeit über die Proteoglycane im Knorpel bis hin zu den Blutgruppen-Merkmalen auf den Zellmembranen. Auch Bakterienzellwände und Insekten (Chitin) bauen auf Glucosamin.

Bekannt ist Glucosamin zur Unterstützung von Darm und Haut (zusammen mit Hyaluron) sowie der Unterstützung der Gelenke, bzw. Behandlung degenerativer Gelenkprozesse (zusammen mit MSM).

Neben der Verwendung zur Hautpflege, z.B. auch bei Hyperpigmentierung, werden Glucosamin/Acetyl-Glucosamin aufgrund Forschungen an Modellorganismen auch lebensverlängernde Eigenschaften zugeschrieben. Es heißt weiter: „Parallel bzw. nachfolgend konnte im Menschen gezeigt werden, dass Glucosamin-Einnahme mit einer höheren Lebenserwartung assoziiert ist und dass dieses Supplement Entzündungsparameter im Blut verbessert.“

Glucosamin und Acetyl-Glucosamin sind also Bestandteil vieler Strukturen und Polymere, wie zum Beispiel Hyaluronsäure, in unserem Organismus. Dennoch wird davon oft zu wenig gebildet, wenn der Stoffwechsel nicht rund läuft.

Heute soll es jedoch um zwei speziell erforschte Wirkungen von Glucosamin/Acetylglucosamin im Zusammenhang mit neurodegenerativen Erkrankungen gehen. Zum einen die Unterstützung bei der richtigen Proteinfaltung und Aggregation und zum anderen die Fähigkeit das Myelin der Nervenfasern zu regenerieren.

Damit haben wir dann nämlich schon ein schönes Set an Mitteln bei peripheren und zentralen Neurodegenerationen – bis hin zu schwerer Multipler Sklerose. Dazu gehören DMSO, Theophyllin, Lithium (niedrig dosiert!), Natriumhyaluronat, Galactose und weitere.

So heißt es in einer Arbeit zum Thema Proteinaggregation:

„Während des Alterns neigen Proteine im menschlichen Körper zum Aggregieren – sie verändern ihre Struktur, werden sozusagen “klebrig” und “verklumpen”. Ab einem bestimmten Punkt wird diese Proteinaggregation schädlich und überlädt die Zelle, so dass sie nicht mehr normal funktionieren kann. Insbesondere die Neuronen, die Nervenzellen, nehmen dabei Schaden. Das wiederum kann zu neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson oder zur Huntington-Krankheit führen. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Biologie des Alterns in Köln haben entdeckt, dass körpereigenes N-Acetylglucosamin die Abwehrmechanismen gegen diese Erkrankungen stärken kann.

Anhand von Studien an Modellorganismen wie dem Fadenwurm Caenorhabditis elegans untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen, die der Neurodegeneration zugrunde liegen und erkunden dabei mögliche Angriffspunkte für Therapie und Prävention dieser Krankheiten. “Wir können zwar bei Würmern keine Demenz messen”, erklärt Martin Denzel vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns, “aber wir können Proteine beobachten, die bei Krankheiten des Menschen wie etwa Alzheimer eine schädliche Rolle spielen. In dieser Studie haben wir ihre Wirkung auf die Muskelfunktion gemessen. Dadurch können wir herausfinden, wie Alzheimer sich auf molekularer Ebene entwickelt.”

Jetzt haben die Wissenschaftler Martin Denzel, Nadia Sturm und Max-Planck-Direktor Adam Antebi entdeckt, dass N-Acetylglucosamin offenbar den körpereigenen Abwehrmechanismus gegen solche Toxizität anregt. N-Acetylglucosamin ist ein Stoffwechselprodukt, das natürlich im Organismus vorkommt. „Wenn der Rundwurm zusätzlich damit gefüttert wird, verringert es die schädliche Verklumpung der Proteine in der Alzheimer-, Parkinson- und Huntington-Krankheit. Und dabei verlängert sich sogar die Lebensspanne der Würmer”, sagt Denzel.

Offenbar spielt dieses Molekül eine entscheidende Rolle in der Qualitätskontrolle, die darauf abzielt, den Körper gesund zu halten. Es hilft dem Organismus, die schädlichen Proteinaggregate zu reduzieren: Einerseits wird so verhindert, dass sich überhaupt solche Verklumpungen bilden, andererseits konnten in manchen Fällen bereits existierende Aggregate beseitigt werden. … .“

In jüngeren Studien aus 2020 und 2021 zum Thema Ernährungsmedizin und Multipler Sklerose heißt es unter anderem:

„… Ein Einfachzucker, der in Muttermilch enthalten und als Nahrungsergänzungsmittel verfügbar ist, fördert bei Mäusen die Reparatur von Myelin. Wie amerikanische Forschende gemeinsam mit einem Team des ECRC in „JBC“ berichten, korreliert er mit der Myelinisierung der Nervenfasern bei Patient*innen mit Multipler Sklerose.

N-Acetylglucosamin ist ein Einfachzucker, der metabolisch an Proteine auf der Zelloberfläche gebunden ist, um Zellfunktionen zu kontrollieren. Forschende haben säugenden Mäusen den Einfachzucker verabreicht, den die Tiere dann über die Muttermilch an ihre Nachkommen weitergaben. Die primäre Myelinisierung der Nervenzellen der Jungtiere sei daraufhin stimuliert worden, schreiben sie nun im „Journal of Biological Chemistry“ (JBC).

„Wir haben festgestellt, dass N-Acetylglucosamin die Myelin-Stammzellen aktiviert, um die primäre Myelinisierung und Myelinreparatur zu fördern“, sagt Michael Demetriou, Professor für Neurologie, Mikrobiologie und Molekulargenetik an der School of Medicine an der Universität von Kalifornien in Irvine und Leiter der Studie. „Unsere Daten lassen darauf schließen, dass N-Acetylglucosamin eine einfache Therapie zur Förderung der Myelin-Reparatur bei Patient*innen mit Multipler Sklerose sein könnte.“ …

Multiple Sklerose ist eine chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Immunzellen das Myelin in Gehirn und Rückenmark angreifen. Myelin isoliert die langen, kabelartigen Nervenzellfortsätze, die Axone, und beschleunigt die elektrische Signalleitung zwischen Neuronen. Die Myelinisierung im zentralen Nervensystem spielt auch eine wichtige Rolle bei der kognitiven Entwicklung während der Kindheit.

„Interessanterweise ist N-Acetylglucosamin ein wichtiger Bestandteil der Muttermilch beim Menschen, aber nicht von Babynahrung. Dies könnte erklären, warum Kinder, die mit Muttermilch statt Babynahrung gefüttert wurden, Vorteile hinsichtlich der kognitiven Funktion und Myelinisierung haben“, sagt Michael Sy, Assistenzprofessor für Neurologie an der UCI School of Medicine, Co-Direktor des regionalen MS-Programms am VA Long Beach Healthcare System und erster Autor der Studie.

Den klinischen Teil der Studie leitete Dr. Alexander Brandt zusammen mit Professor Friedemann Paul vom Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC). Brandt sagt: „Ein Mangel an N-Acetyglucosamin könnte die Schwere der Krankheit beeinflussen. Das schließen wir aus dem Zusammenhang von reduzierten N-Acetylglucosamin-Serumpegeln mit Veränderungen an der weißen Substanz im Gehirn von Patient*innen mit Multipler Sklerose.“

Lit.: Brandt A et al.: Association of a marker of N-Acetylglucosamine with progressive Multiple Sclerosis and neurodegeneration. JAMA Neurology 2021; DOI:10.1001/jamaneurol.2021.1116.“

Nun, das hört sich doch nach guten Argumenten an, um N-Acetylglucosamin als weiteres Mittel zur Behandlung von Neuroregeneration in den Gesundheitswerkzeugkasten aufzunehmen. Kapseln und dergleichen meide ich stets und deshalb beziehe ich dazu die Reinsubstanz in Pulverform. Allgemeine Dosierungsempfehlungen variieren von 600 bis ca. 1500 Milligramm pro Tag. Die höheren Mengen kann man ohne weiteres auf mehrere Portionen im Tagesverlauf aufteilen. In Wasser gelöst hat das N-Acetylglucosamin einen ganz leicht süßlichen Geschmack und kann auf diese Weise ohne weiteres oral genutzt werden. Da es sich gut in Wasser löst, ist natürlich auch die einfache Sterilfiltration zum Zweck der Zugabe zu Infusionslösungen möglich.

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