Medizin zum Selbermachen Rundbrief
März 2023

Arginin und Ketoglutarsäure –
Vereint ganz vielseitig

Das Pülverchen hört auf den offiziellen, etwas umständlichen Namen L-Arginin-alpha-Ketoglutarsäure und dieser Name verrät uns, dass es sich um die molekulare Kopplung zweier alter Bekannter handelt.

Die semi-essentielle Aminosäure Arginin, in der natürlichen Variante als L-Arginin, kennen wir vom Einsatz bei Bluthochdruck her. Sie enthält insgesamt vier Stickstoff Atome und hat damit, bei einer Molekülmasse von ca. 200 g pro mol, den höchsten Stickstoffanteil aller physiologischen Aminosäuren. Semi-essentiell bedeutet, dass die übliche Zufuhr mit der Nahrung in vielen Lebenssituationen nicht ausreicht, so z.B. Wachstum, Stress, Verletzung, Operation, Kraftsport, Alter, … . Eine ihrer vielen Funktionen ist die Ausleitung von überschüssigem Stickstoff im Rahmen des Harnstoffzyklus bei allen Harnstoff ausscheidenden Tieren. Wie Lysin und Histidin gehört sie zu den basischen Aminosäuren. Durch ihre Biosynthese im Körper entsteht zunächst Argininbernsteinsäure, die in Arginin und Fumarsäure gespalten wird (siehe Abschnitt „Fumarsäure – pH Wert Stabilisator).

Arginin ist der Stickstoffmonoxid (NO) Precursor, ermöglicht also die Freisetzung von NO, welches den Gefäßtonus mit steuert und auf diese Weise Blutdruck regulierend wirkt. NO ist ein wichtiger kleinmolekularer Botenstoff. Bei Frühgeborenen fehlt regelmäßig das NO und es wird dann der Inkubator Luft zudosiert. Es ist also sehr einfach das Arginin zur Blutdrucksenkung anzuwenden – einfach etwas von dem Pulver regelmäßig mit ins Essen streuen oder in ein Getränk rühren (siehe auch Abschnitt „DMSO & Co. für die Küche – Aminosäuren“). Da sind wir schon bei dem kleinen Nachteil dieser Aminosäure, sie schmeckt nämlich als freie Base ziemlich grauslig. Etwas besser ist das Arginin-Hydrochlorid.

Noch besser, nicht nur wegen des Geschmacks, ist jedoch die eingangs genannte Substanz aus Arginin und Ketoglutarsäure.

Die alpha-Ketoglutarsäure, oft kurz AKG genannt, gehört zu den sehr nützlichen organischen Säuren, von denen ich immer wieder im Verlauf der Rundbriefe einzelne erläutert habe, z.B. Milchsäure, Äpfelsäure, Bernsteinsäure, … . Auch heute folgt mit der Fumarsäure eine weitere in einem separaten Beitrag – siehe dort.

Lesen wir kurz, was Wikipedia zur Bedeutung der AKG schreibt: „Ketoglutarate treten als Zwischenprodukte des Stoffwechsels, z. B. im Citratzyklus oder in wichtigen Schritten des Stickstoffmetabolismus, in Erscheinung. α-Ketoglutarsäure (AKG) ist ein natürlich vorkommender, stickstofffreier Anteil der Aminosäuren Glutamin und Glutaminsäure. α-Ketoglutarsäure, in der wässrigen Umgebung innerhalb einer Zelle genauer ihr Anion α-Ketoglutarat, ist ein Zwischenprodukt im Energiestoffwechsel bei der ATP-Produktion in den Zellen über den Citratzyklus. Es ist ein stärkerer Radikalfänger (RONS) als Vitamin C in der äquivalenten Dosis und wirkt als Stickstoffregulator im Stoffwechsel. Der pathologische Stoffwechsel von Krebszellen ist auch durch eine erhöhte Bildung von Stickstoffbasen gekennzeichnet. Die von den Krebszellen freigesetzten Stickstoffverbindungen werden mit α-Ketoglutarsäure entfernt, somit gleicht sie die Stickstoffbelastung des Körpers aus und verhindert eine Stickstoffüberlastung von Körpergewebe und -flüssigkeiten.“

Wir können also hier schon einmal erkennen, dass die Kopplung von Arginin und AKG, eine Synergie in Bezug auf den Einsatz bei Krebserkrankungen beinhaltet.

Zusätzlich wirkt sich AKG sehr positiv auf die Belastbarkeit und die Umsetzung von Trainingseffekten aus, weshalb sie bei körperlichem Stress und auch im Sportbereich sehr gern eingesetzt wird.

Die Ketoglutarsäure ist eine sogenannte Disäure, hat also zwei Säuregruppen im Molekül. Die Säuregruppen der organischen Säuren, -COOH geschrieben, zeichnen sich dadurch aus, dass sie in wässriger Lösung meist bereitwillig das H+-Ion abgeben und somit, entweder ionisch oder durch echte Atombindungen, in Verbindung mit einem anderen Molekül treten können, hier Arginin. Da die Ketoglutarsäure wie geschrieben zwei solcher Säuregruppen besitzt, können sich auch zwei Arginin Moleküle anlagern. Dies wird oft zusätzlich als 2:1 bezeichnet.

Zusammenfassung: Durch die molekulare Kopplung der semi-essentiellen Aminosäure Arginin mit der besonderen organischen Säure alpha-Ketoglutarsäure entsteht eine multifunktionale Substanz, die in vielen Lebenssituationen ein wichtiges Mittel darstellt und einfacher zu handhaben ist, als die Einzelstoffe. Übliche Dosierempfehlungen bewegen sich zwischen 1 und 2 Gramm pro Tag. Diese natürliche Möglichkeit der einfachen Unterstützung vieler Körperfunktionen darf durchaus seinen Platz in einem Gesundheitswerkzeugkasten finden.