Medizin zum Selbermachen Rundbrief
Dezember 2023
Parasympathikus/Heilung fördern –
Cholin & Co. verstehen und anwenden
Acetylcholin, das hat sich wohl herum gesprochen, ist ein wichtiges Stöffchen. Warum? Weil es als Botenstoff an der zweiten Umschaltstelle der parasympathischen Zweige des vegetativen Nervensystems, als Aktivator wirkt. Während im sympathischen Zweig und auch an der ersten Umschaltstelle des Parasympathikus, also an der Wirbelsäule, Noradrenalin der bestimmende Botenstoff ist, bedient sich nur die parasympathische Synapse direkt an den Zielorganen des Acetylcholins.
Da das zeitgemäße, „moderne“ Leben, in welches unser archaischer Organismus mit seinen Steuerungs- und Schaltwegen, die für das steinzeitliche Leben optimiert waren, gestürzt wurde, im Übermaß eine sympathikotone Präsenz erfordert, wird dieses Thema stets wichtiger. Sehr viele Menschen, wenn nicht fast alle, befinden sich in einem symptomrelevanten, vegetativen Ungleichgewicht. Jeder versteht, dass zum Beispiel ein sinnvolles, „gesundes“ Bewegungsprogramm stets aus Anspannungs- und Entspannungsphasen bestehen muss, da ansonsten Übersteuerung und Krankheit entstehen.
Beim vegetativen Nervensystem, bzw. den durch dieses erzeugten aktiven und passiv-regenerierenden Stoffwechsel- und Organphasen, handelt es sich um das sogenannte unwillkürliche Nervensystem. Anspannung und Entspannung entstehen durch unterschiedliche Gewichtung der Impulse in sympathischen oder parasympathischen (para heißt entgegen) Nervenästen an meist unterschiedlichen Zielorganen, Zieldrüsen, Zielgeweben. Ein Beispiel: Bestimmt Stress unseren ganzen Tag, so sind die parasympathischen Impulse an die Speicheldrüsen (und viele weitere Drüsen) schwach ausgeprägt und somit der gesamte Verdauungsvorgang beeinträchtigt. Oder: Viele Menschen klagen über trockene Augen. Die Drüsen, die für die Produktion der Tränenflüssigkeit zuständig sind, arbeiten jedoch am besten unter parasympathischem Einfluss. Also entgegengesetzt zu unserem üblichen Tagesablauf, denn moderne Arbeit fordert die Augen stark.
Und natürlich der gesamte Wach-Schlaf Rhythmus, der vom Vegetativum maßgeblich gesteuert wird und bei sehr vielen Menschen aus dem Ruder läuft.
So haben denn auch in der integrativen Medizin die Mittel, welche den Parasympathikus in seiner Aktivität unterstützen, in den letzten Jahren sehr viel mehr Aufmerksamkeit erlangt.
Zunächst einmal gehören dazu diejenigen Substanzen, welche dem Acetylcholin strukturverwandt sind, also etwa die molekularen Vorläufer wie Cholin als -hydrogentartrat (Bitartrat), -chlorid oder -citrat. So kann Cholinbitartrat beispielsweise als Reinsubstanz bei www.alchemist.de gekauft, in reinem Wasser gelöst und durch simple Sterilfiltration als Infusionslösung aufbereitet werden.
Wichtig für solche Vorgehensweisen ist, dass man die gewünschten Mittel generell in Reinform beschafft, also Kapsel-, Tabletten-, Dragee-, Tütchen-Zubereitungen strikt meidet, da für die Herstellung solcher Formen stets industrielle Zuschlagstoffe wir Rieselhilfen, Konservierung, Streckmittel, Süßstoffe, etc. etc. Verwendung finden.
Zurück zum Cholinbitartrat und seiner üblichen Dosierung. Meist werden für parenterale Anwendungen, also Injektionen und Infusionen, ca. 100 bis 200 mg Cholin Äquivalent eingesetzt. Beim Cholintartrat entspricht dies ca. 250 – 500 mg, beim Cholinchlorid ca. 135 – 270 mg und beim Cholincitrat ca. 300 bis 600 mg.
Rezepturvorschlag: 500 mg Cholinbitartrat werden in 5 ml reines Wasser gelöst und mit dem sterilen Spritzenfilter ganz einfach aufbereitet und in eine 250 ml Kochsalz- oder Ringer-Infusionslösung überführt. Dazu kommen 2 bis 7,5 Gramm DMSO. Laufzeit: langsam, 60 – 90 min.
Ebenfalls in die nahe Strukturverwandschaft von Acetylcholin fällt das DMAE, Dimethylaminoethanol (Handelsname Deanol), welches noch etwas weniger bekannt ist, jedoch nicht nur im Bereich sympathikuslastiger Symptome, sondern auch sehr gerne im Bereich Schönheit, Haut, Faltenreduktion und -prävention angewendet wird. Während nämlich Acetylcholin nach aktueller Rechtslage nicht in Kosmetika enthalten sein darf, ist dies für DMAE möglich. Über DMAE wird es im nächsten Rundbrief ausführliche Anwendungsanleitungen und Erläuterungen geben.
Weitere Strukturverwandte von Cholin, bzw. Acetylcholin, sind das Betain (Vorkommen in Rote Bete und Quinoa) und das Abbauprodukt von Procain, DEAE, Diethylaminoethanol.
Weitere nicht strukturell Verwandte zum Acetylcholin, die jedoch ebenfalls die Aktivität des Parasympathikus (indirekt) fördern, sind GABA, Melatonin (dem Tryptophan-Stoffwechsel zugehörig), sowie die geschätzten Elektrolyte Magnesium und Kalium. Letztere werden oft vergessen, wenn es um die Zubereitung eines effektiven „Schlaftrunks“ geht.
So haben wir also ein umfangreiches Repertoire zur Verfügung, wenn es darum geht Stress abzubauen, das Herz zu entlasten, den Schlaf, die Verdauung zu fördern, Angst und Panik zu reduzieren, Heilungsprozesse anzustoßen, Verspannungen und Übersäuerungen abzubauen, … und noch vieles mehr. Auch Migräne und Tinnitus lassen sich durch Cholin und Co. oft bessern.