Medizin zum Selbermachen Rundbrief Juli 2021

Aderlass –
Ganz nebenbei mit großer Wirkung

Irgendwann habe ich es ganz plötzlich begriffen: Immer wenn ein Mensch auf der Therapieliege verweilt und sowieso eine venöse Punktion vorgenommen wird, in der Regel um eine Infusionsbehandlung zu beginnen oder um Laborröhrchen zu füllen, ist ein guter Moment gekommen zuerst einen Aderlass vorzunehmen – schließlich ist das Loch eh schon drin. So habe ich mir angewöhnt, stets neben den benötigten sonstigen Utensilien auch zwei bis drei der handelsüblichen 60 ml Spritzen mit Luer Anschluss bereitzulegen. Ganz gleich ob man einen Butterfly in die Vene legt oder eine Vacutainer-Kanüle oder eine Braunüle, immer kann direkt nach der Punktion in aller Ruhe und Gelassenheit ein Volumen von ca. 120 bis 180 ml venöses Blut entnommen werden – eine perfekte Menge um die seit hunderten von Jahren bekannten stimulierenden und entlastenden Effekte eines kleinen Aderlasses zu nutzen.

Freilich wurden in früheren Zeiten, aus heutiger Sicht, auch grauslige Fehler rund um den Aderlass gemacht und es gibt in der Geschichte der Medizin ebensolche Geschichten zuhauf. Doch heute haben wir mit den genannten 60 ml Spritzen ein perfektes Werkzeug, mit dem man nur fast alles richtig machen kann.

Das Einzige was zu beachten ist: Je nach Kaliber der venösen Kanüle, benötigt man ein wenig Geduld, denn zu starkes Ziehen am Spritzenkolben erzeugt eventuell ein ungünstiges Vakuum in die Vene hinein. Also einfach ganz gemütlich, so wie es fließt, mit etwas Feingefühl die Spritzen nach und nach füllen.

Vielen Seminarteilnehmern kommt diese eher kleine Menge komisch vor – viele denken, dass da auf jeden Fall ein halber Liter rauslaufen müsse … Doch das ist ganz und gar nicht so und übrigens auch der Grund, warum das sogenannte „Blutspenden“ von mir eher als Negativbeispiel erwähnt wird. Die Menge ist viel zu groß, ersichtlich schon alleine daran, dass viele danach müde sind und sich geschlaucht fühlen. Ganz abgesehen von den bekannten längerfristigen Auswirkungen auf das blutbildende System. Energetische, politische und betriebswirtschaftliche Aspekte rund um das „Blutspenden“ lassen wir hier ohnehin einfach weg …

Die 120 bis 180 ml abgelassenes venöses Blut jedoch, führen zu Vitalität und Frische. Ganz ähnlich den unfreiwilligen Hämatomen nach (Sport-)Verletzungen oder den freiwilligen Hämatomen nach Schröpfkuren, handelt es sich beim „kleinen Aderlass“ zunächst einmal um eine Umverteilung, wobei hier der „neue“ Verteilungsraum außerhalb des Körpers liegt. Wir haben es also gleichzeitig mit einer Ausleitung zu tun.

Teilweise fällt während der Durchführung auf, dass sich die Farbe des Blutes, das in die Spritzen aufgenommen wird, nach einer bestimmten abgelassenen Menge ändert. Ein Phänomen, welches auch andere beobachten und dies ist ein guter Hinweis auf die Entlastungsarbeit, die hier geleistet wird.

Nun könnte man noch ganz viel schreiben über die erstaunlich vielfältigen Wirkungen des Aderlasses, die auch schon teilweise wissenschaftlich erfasst wurden und die man natürlich auch im Internet findet. Ich setze jedoch an diese Stelle, wieder einmal, bewusst den allumfassenden Leitgedanken der integrativen Erfahrungsmedizin: Probier‘ es einfach aus!

Und um die simple Anleitung komplett zu machen: Was geschieht mit den blutgefüllten Spritzen danach? Es gibt verschiedenen Möglichkeiten. Man kann sich große Abwurfbehälter beschaffen, die sonst für benutztes Infusions- und Injektionsmaterial verwendet werden und auffällig gelb mit meist roten Deckeln erscheinen. Man kann auch das Blut, wenn es sich um wenige Anwendungsfälle handelt, unter laufendem Wasserhahn wieder aus den Spritzen heraus in den Abfluss drücken (Schutzbrille), solange es nicht durchgeronnen ist. Ab einer gewissen Menge, also Personenanzahl, müsste man hier jedoch behördlicherseits die Verordnungen für Schlachtbetriebe beachten. Doch doch, das ist kein Witz und ich erinnere mich, dass es innerhalb der Ausbildung eine ernsthaft erläuterte Frage war.

Jetzt kann es los gehen. Kleiner Aderlass, super Wirkung.